Dienstag, 30. August 2011

20. Tag - Bratislava

Mein erster Weg heute war auf einen Hügel von Bratislava. Das seltsame Bauwerk, das aussieht wie eine Maschine aus 'Krieg der Welten' ist der Brückenpfeiler der 'Novy most', der 'neuen Brücke'. Man könnte dort mit einen Aufzug hochfahren und oben einen Kaffee trinken.

Hab' ich aber nicht, ich hab mir Slavin angeschaut.


Blick auf Bratislava

Ok, heute habe ich keine Panzer gesehen, sondern das, wozu Panzer gebaut werden. Tote Soldaten.
Mein erstes Ziel war 'Slavin' ich wusste nur, das es irgend eine Art Demkmal war. Was ich angetroffen habe war ein Soldatenfriedhof. Dieser befindet sich auf einer Anhöhe von Bratislava.



Slavin in Bratislava
(Hinter der Statue hat  Einer dem Unkraut den Gar ausgemacht ;) )



Eigentlich bin ich ja nicht so der Fan von Soldatenfriedhöfen. Aber Slavin ist ausgesprochen schön gemacht. Nicht zu groß, toll gelegen auf dem Hügel über Bratislava, sehr schön angelegt und das Wetter war ausgezeichnet.

Slavin, Weg mit Gräbern

Grabstein


May Peace Prevail on Earth

Weiter ging es dann zur berühmten Burg Bratislava. Dort waren aber Hundertschaften von Touristen und ich bin gleich wieder weitergefahren. Sie war schon nett anzusehen, sieht aus wie neu aber eher nicht so mein Fall.

Ein kurzen Abstecher noch in die Altstadt. Mein Sonnenbrand hat mir aber ein Strich durch die Rechnung gemacht und ich hab ich dann wieder in den Schatten verzogen.

Berühmte Kirche in der Altstadt
(Habe aber den Namen vergessen ;) )

In der  Altstadt von Bratislava


Und als Abschluss noch die Fahrt über Novy most, ich kann das Video z.Zt. leider nicht schneiden. Interssant wird es nach ca 35 Sekunden.

Man sieht das berühmte Ufo über der Brücke und die Burg Bratislava.




Montag, 29. August 2011

19. Tag - Fahrt nach Bratislava (L)

Gestern in Poprad habe ich zum ersten Mal in dieser Reise mit jemanden deutsch gesprochen. Meine Gesprächspartnerin war die sehr nette und hilfsbereite Gastgeberin der kleinen Pension die für einen Tag mein zuhause war. Ein Tag ist leider viel zu wenig für diese schöne Gegend, aber meine Zeit läuft.

Die Tatra in Sicht
 
Letztes Jahr war ich schon einmal in Poprad. Damals waren die Wetterbedingungen ehrer ungünstig. Es war knapp 5° Aussentemperatur und *extremer* Regen. Bei der Tour hatte ich noch nichts dabei was irgendwie  Goretex im Namen hatte und so sind mir damals alle Schuhe und Handschuhe aufgequollen und ich war anschießend  nass und kalt wie nix Gutes.

Dieses Jahr hatte ich Glück und die Sonne brannte auf mich, so dass ich einen heftigen Sonnenbrand bekommen habe. Dadurch das der Helm ein Teil des Gesichts abeckt sehe ich jetzt aus wie ein schlecht geschmikter Kabuki-Schaupieler (nein, davon existieren keine Fotos ;)

Fahrt durch die niedere Tatra
(Am Rechten Bildrand, Mitte, ist eine aufgeprallte Mücke in 20.000 facher Vergrößerung)

Das letzte Jahr bin ich durch die hohe Tatra gefahren, dieses Jahr war dann die niedere Tatra dran. Die geplante Fahrt wurde dann  aber eher ein Kampf gegen die Schnellstrasse. Diese verdammte Strasse hat mich angezogen wie ein Magneten. Egal was ich getan habe, früher oder später war ich wieder auf dieser Schnellstrasse, die hier zweispurig, autobahnähnlich ausgebaut ist. Ich bin jede Abfahrt runter, aber nach spätestens 5km war ich dann doch wieder darauf...


So bin ich eben ungefähr 100km auf der dummen Schnellstrasse gefahren und dann mit Gewalt in eine komplett andere Richtung abgebogen. So habe ich mich dann mit einem riesen Umweg an Bratislava angeschlichen.

Zu dem bisher Gewohntem gibt  es bei den Autofahrer hier wieder einen merkbaren Unterschied. Die Geschwindigkeit hier wird strikt eingehalten und bei der Ortseinfahrt wird sogar gebremst (!!). So etwas habe ich schon lange nicht mehr gesehen ;)

Am Rande eines kleinen Dörfchens habe ich im Schatten eine Baumes, bei einer kleinen Kapelle ausgiebig Pause gemacht. (Ja! ich gebe es zu, ich mache gerne Pause ;) Das war wirklich Prima, so dazuliegen und auf die Hügel der Tatra zu schauen (oder einfach ein bisschen zu pennen)

kleines Päuschen in der Tatra

Morgen gibt es wieder kulturell wertvollere Bilder. Da werde ich Bratislava genauer unter die Lupe nehmen.
Und wer weiß, vielleicht finde ich ja noch irgendwo einen Panzer ;)

Sonntag, 28. August 2011

18. Tag - Poprad (K)

Zum Frühstück gab es gleich ein ultimatives Highlight. Echte ukrainische Warenki (gefüllte Teigtaschen) und Golbuzi (Krautwickel). Ich bin vor Freude fast von Stuhl gefallen und hab sämtliche Contenace verloren und reingehauen wie ein Scheunendrescher (oder heisst es Schweineverdrescher?). Kwas ist mir leider entgangen.

Ok, die Entscheidung ist gefallen, ich habe die polnische Grenze genommen. Die Verlockung der polnischen Karpaten war doch zu groß. Mein Kalkül das die polnischen Hustensaftschmuggler Sonntag Vormittag in der Kirche abbitte leisten hat offenbar funktioniert.

Meine Wahnvorstellungen vor der ukrainisch-polnischen Grenze hat sich in keinster Weise bewahrheitet. Die Ukrainer brauchten 10 Minuten und die Polen 20 Minuten. Inklusive der Belehrung eines Grenzers über den tieferen Sinn des Stoppzeichens 20m hinter mir  ;)

Die Fahrt war herrlich. Über die Karpatenberge zu fahren macht einfach Spass. Endlich mal wieder richtige Kurven (in Russland bin ich auch schon öfters mal über hundert Kilometer auf kerzengeraden Strecken gefahren). Sogar Serpentinen waren im Angebot und dort tummelten sich auch etliche Motorradfahrer.



Fotoobjekte gab es dagegen leider wenige. Ein kurzer Halt war im Dead Valley der Slowakei. Schon wieder Panzer ;)

Werner in Death Valley
Dramatisch komponierte Panzerkonstellation (Sovjetpanzer über Wehrmachtspanzer)


Langsam entwickelt sich dieser Blog weg vom Thema Motorrad, hin zum U-Bahn und Panzer-Blog :)

Vor Poprad (oder mit deutschem Namen, Deutschendorf) zog sich der Himmel langsam zu und ich hatte schon die Befürchtung doch noch Regen abzugbekommen. War aber auch ein Fehlalarm.

Inzwischen stimmt auch wieder die Uhr an meinem Motorrad. In Russland ging sie zwei Stunden nach, in Ukraine noch eine Stunde. In der Slowakei stimmt sie jetzt wieder, verdammte Zeitzonen :)

Verschwunden sind jezt auch die ganzen kyrillischen Zeichen und auch die Massen an schwarzen SUVs. Hm, ich vermute hier einen verborgenen Zusammenhang...

So, ich gönne mir noch ein Feierabendbierchen und morgen geht's nach Bratislava.

Samstag, 27. August 2011

17. Tag - Lviv

Altstadt von L'viv bei Nacht
Heute bin ich stundenlang durch L'viv gefahren. Es war wieder sehr heiß und ich musste viele Päuschen machen. Wenn ich mir so das Wetter in Deutschland anschaue, Starkregen, Gewitterorgien und Kälteeinbruch, na ich weiß nicht. L'viv ist da irgendwie besser zum Motorradfahren.

Da heute Samstag ist, wollte ich mir das Nachtleben auf den öffentlichen Plätzen ansehen. Da strömen die Leute zu tausenden in die Innenstadt und gehen flanieren. Das Herz der Altstadt besteht aus einem großen, quadratischem Platz, in dem genau in der Mitte ein ebenfalls großes, quadratisches Gebäude steht. An allen 4 Ecken des Platzes ist jeweils ein Brunnen. An einer Ecke wird lateinamerikanische Muskik gespielt und dazu ausgiebig geschowft, am gegenüberliegenden Eck das gleiche mit Tango.

Blick zum Eck der Alstadt


Ich finde es auch immer wieder ertaunlich wie die Damen mit ihren Stöckeschuhen so galant über die groben Strassenpflaster schweben, wo sogar ich Schwierigkeiten mit Turnschuhen habe. :)I


Der Platz ist wirklich gut gefüllt und da sehe ich, in einem Eck des Platzes steht ein alter Lastwagen aus Sovjetbeständen der mit Pflastersteinen beladen ist. Plätzlich fängt er an die Dinger mit einer riesigen Staubwolke abzuschütten. Ich habe mich beim Gedanken, so etwas würde am Hamburger Jungernstieg, samstagssabend um 20 Uhr passieren so bekringelt, dass ich nur noch den Haufen aufgenommen habe.

Steinhaufen in L'viv (die riesen Staubwolke hat sich inzwischen verzogen)
Gleich hinter dem Steinhaufe (beim oberen Foto rechts) ist gleich das berühmte Schwarze Haus, das beim Bau auch ganz hell war und im laufe der Zeit stark nachgedunkelt ist.

Das Schwarze Haus
L'viv ist wirklich eine tolle Stadt, öfters liest man den Begriff des ungeschliffenen Edelstein, und das trifft es wirklich exakt. Wenn man ein bisschen ein Auga hat für Baustiele, dann wird man hier seine helle Freude haben.

Gestern hatte ich leider kein Internetzugang, heute sitzte ich im T-Shirt im Gartenrestaurant mit Blick auf die Strasse und schaue dem Treiben zu.

Morgen werde ich Ukraine leider wieder verlassen. Ich bin mir immernoch nicht sicher welche Grenze ich nehmen werde. Den zu Polen oder den zu Slowakei. Über Polen wäre kürzer, aber da habe ich schon viele Horrormeldungen über unglaublich lange Wartezeiten gehört. Mit dieser Route könnte ich auch noch über ein schönes Stück der Karpaten fahren. Die Grenze zu Slowakei soll nicht so schlimm sein, da wohnen aber die korrupten Bullen, die mch letztes Jahr schon drangekriegt haben. Auf jeden Fall wird das morgen ein gutes Stück Fahrerei. Ich muss gleich die Wetterprognose checken.


16. Tag - Fahrt nach L'viv/Lemberg (J)

Heute war wieder eine reine Sonntagsfahrt. Die Strecke nach L'viv war prima, das Wetter super und die Strecke kurz :)

So hatte ich Zeit gleich noch eine Runde durch die Stadt zu drehen. Der erste Eindruck: Von allen innerstädtischen Strassen ist L'viv uneinholbar an erste Stelle was die krasseste Varianten betrifft. Besonders in der Innenstadt liegt noch viel Kopfsteinplaster. Inzwischen liegt es aber nicht mehr flach auf dem Boden sondern mit heftigen Bodenwellen, tief eingesackte Gullis (manchmal auch ohne Gullideckel).

L'viv Kopsteinpflaster mit Strassenbahnpflaster

Besonderer Thrill für das westliche Weichei sind aber die Strassenbahnen die irgendwie mit dem Kopfsteinpflaster  gekoppelt sind. Die Strasenbahnen benutzen die gleichen Strecken wie die Autos (die hier natürlich auch ganz szenegerecht fahren wie die Wahnsinnige).

Strassenbahn vorne, Strassenbahn hinten
 
So muss man eigentlich nonstop in alle Richtungen schauen um nicht auf die Nase oder unter irgendwelche Räder zu fallen. Nach dem ersten Schock klappt das aber ganz prima und man kann sich den wirklich aussergewöhnliche Gebäude hier in L'viv zuwenden. Und die sind wirklich schön

Donnerstag, 25. August 2011

15. Tag - Rivne (I)

Heute war wieder reine Fahrerei angesagt. Nichts Aufregendes. Die Zwischenstation Rivne habe ich nur gewählt, weil ich mir keine endlose Rumgurkerei auf üblen ukrainischen Strassen antuen wollte. Ich bin wohl immer noch geschädigt von meiner letztjährigen Ukrainetour als wir 2,5 Tage von der slowakischen Grenze bis nach Chernivti (450km) gebrauchte haben. Und was ist passiert? Die Strasse hierher war erste Sahne. So bin ich superschnell hierher gekommen und im Prinzip hätte ich locker noch bis L'viv durchfahren können.

Bin ich aber nicht, was soll ich mich auch abmühen wenn ich nicht muss.

Unterwegs habe ich ein besonders schönes ukrainische Ortschild gesehen, das ich natürlich gleich dokumentieren musste.

Ukrainisches Ortesschild mit Rakete

Weil ich so gut in der Zeit lag, habe ich mir eine ausgiebige Pause an einem idyllischem Stausee gegönnt.

 
Pause am Stausee (hört sich an wie ein NDW Titel)
Und als kleines Schmankerl noch ein Filmchen mit der Fahrt am Stausee vorbei.




Und als heutigen Abschluss noch der Psycho Guy


Mittwoch, 24. August 2011

14. Tag - immernoch Kiev

Eigentlich wollte ich heute ein Tour nach Chernobyl/Prypat buchen. Doch als ich in Hamburg losgefahren bin war die dortige Situation unklar, da die Ukrainische Behörde nach dem Atomunglück in Japan, bis auf weiteres alle Touren dorthin abgesagt hat. Und als ich endlich wieder Internetzugang hatte, war der Bus dorthin schon ausgebucht.
Naja, C'est la vie, wie der Russe sagt.

Heute war in der Ukraine ein Feiertag, der Unabhängigkeitstag. Es gab einige Veranstaltungen in Kiev, hauptsächlich Musik von ukrainischen Künstlern in ukrainischer Kleidung.

Ich habe mich kurzerhalb entschlossen, heute ein Ruhetag einzulegen. Morgen geht's weiter nach Rivne.


Dienstag, 23. August 2011

13. Tag - Kiev

Auch hier in Kiev ist nun der Hochsommer angekommen. Ständig bin ich aus der dicken, schwarzen Motorradjacke rein und raus, denn es gab heute wieder viel zu sehen.

Außergewöhnlich an Kiev selber ist, das es sehr hügelig ist und das macht sich in öfters in Steigungen der Strassen von über 10% bemerkbar.

Mein erstes Ziel heute war das berühmte Höhlenkloster. Das ist ein einem weitläufigem Gelände mit etlichen Gebäuden und den namensgebenden Höhlen. Diese Höhlen sind begehbar, aber eher für kleinwüchsige Menschen. In diesen Höhlen befinden sich auch einige heilige Priester als Mumien. Ich habe dankbar auf diese Aktion verzichtet.

Statt dessen bin ich ein bisschen im Klosterhof rum gelaufen und habe in die offenen Kirchen reingelugt. Bei den Orthodoxen Kirchen haben sie nicht am Gold für die Kuppeln gespart.

Im Höhlenkloster (aber nicht in den Höhlen)

Einige schwarzgekleidete Priester liefen auch rum, langer Bart und lange Haare. In Deutschland würde man Hippie zu ihnen sagen. Aber sehr geschäftstüchtig sind sie schon. In einer sehr alten, düsteren Kirche kostet das Fotografieren 50 Hrivna (5 Euro) extra. Und ein viertel der Kirche war mit Ständen belagert in dem Heiliger Kitsch verkauft wurde. Ich habe mir eine 100% Original und echte Ikone mit Maria und Jesus für 25 Hrivna gekauft. Alle Frauen haben sich Röcke um gewickelt und Kopftücher getragen. Sehr löblich.

Ganz in der Nähe steht das Monsterdenkmal 'Mutter Heimat'. Solch eine ähnliche, nur noch ein bisschen größer steht in Stalingrad, heute Wolgagrad, und erinnert an den großen Vaterländischen Krieg, in Deutschland als WKII bekannt.

Dieses Denkmal ist unfassbar groß, 108m insgesamt. Alleine das Schwert ist 16 Meter lang und wiegt 9 Tonnen.

Mutter Heimat

Mutter Heimat und ich

Um den ganzen Platz steht sehr viel altes Kriegsgerät, Panzer, Haubitzen oder Helikopter. Denn im Sockel der Mutter Heimat ist ein Museum über den großen Vaterländischen Krieg.

Direkt vor der Mutter Heimat stehen zwei bunt angemalte Panzer mit zusammengebundenen Kanonen, einer von der Nato und einer vom Warschauer Pakt. Hier tummeln sich immer viele Kinder

Ost-West-Peacepanzer mit spielenden Kinder

Gleich rechts von der Mutter ist  eine monumentale Plastik der glorreichen Helden des Vaterländischen Krieges (wie alles hier unfassbar groß). Aus Lautsprecher ertönt dazu getragene, russische Musik.

Helden des Krieges
Panzer im Vordergrund,  Mutter Heimat im Hintergrund
Und wo ein Panzer ist, da sind auch andere
Eigentlich müsste man unten am Berg  parken und dann den Berg hochlaufen und auch Eintritt bezahlen, habe ich jedenfalls anschließend  gemerkt. Ich aber hab gleich oben geparkt und bin über ein kleines Zubringersträßchen hingelaufen, ich hab ja auch so genug geschwitzt ;)

Gleich hinter dem Panzer ist das Museum über den Afghanistankrieg. Das habe ich nicht angeschaut, vielleicht morgen. Insgesamt hat dieser Museumskomplex über 10 Hektar, wie gesagt, hier ist alles riesig.

Und über den Zaun des großen Platz geblickt, sieht man wieder die goldenen Dächer des Höhlenkosters
Weiter ging es zur Andreaskirche und hier beginnende Andreasgasse. Der Sage nach soll der heilige Andreas einen Abstecher nach Kiev gemacht haben (hat er natürlich nicht). Nichts desto trotz haben die Kiever ihm deshalb eine sehr interessante Kirche gebaut.

Die Andreasgasse ist so steil und und mit so groben, unebenen Pflaster. So die Sage, dass man nicht darauf marschieren kann. Deshalb haben sich hier viele Künstler und Freigeister angesiedelt. Auch und besonders während der Sovjetzeit. Kunst und Kram kann man hier immernoch kaufen.

Andreasgasse und Andreaskirche.
Zur Zeit sind hier leider überall und viele Bauarbeiten und die Kirche wird auch gerade renoviert. Es ist auf jeden Fall sehr nett anzusehen, wie die Touristen die steile Gasse hochgehechelt kommen. (Ich hab' wie immer oben geparkt ;) )

Ganz in der Nähe ist auch irgendein politisch wichtiges Gebäude und morgen ist
Feiertag 'Ukrainischer Unabhängigkeitstag'. So waren extrem viele schwarze riesen SUVs und noch mehr Polizisten in überall dieser Gegend rumgestanden die mich argwöhnisch beäugt haben. Ich bin froh dass sie nicht sicherheitshalber meine beiden Alukoffer am meinem parkenden Motorrad gesprengt haben

Zum Abschluss habe ich noch den Gedenkort Bayn Jar besucht. Hier wurden, direkt nach dem Einmarsch der Nazis in Kiev, innerhalb von nur zwei Tagen über 33.000 Juden, vor allem Kinder und Alte, in einer Schlucht etwas außerhalb von Kiev, mit Maschinengewehren erschossen. Heute ist die Stadt hier reingewachsen und die Schlucht existiert so auch nicht mehr.

Gedenksstätte von Babyn Jar

Der große Vaterländische Krieg ist in Russland und auch in Ukraine sehr oft anzutreffen. Ich habe, direkt an den Strassen, viele kleine Gedenkstellen gesehen. Oft mit einem alten Panzer, Flugzeug oder sonstigem Kriegsgerät. Manchmal auch nur eine einfache, weiße Betonplastik. Aber immer mit vielen Blumen und Kränzen davor.

Montag, 22. August 2011

12. Tag - Fahrt nach Kiev (H)

Ich konnte es nicht fassen, direkt nach der Grenze. Eine funkelnagelneue ukrainische Strasse. So gleite ich 200km ohne ruckeln und ohne Bodenwellen Richtung Kiev. Fast keine Ortsdurchfahrten, so komme ich rasch vorran. Alles ist supergrün, im Gegensatz zu den russischen Strassen gibt es hier überall Gras. Mittelstreifen, Seitenstreifen überall Gras. Und ganz oft auch Bäume in langen Alleen. Alte Pappeln, alte Birken säumen endlos die Wege. Das Wetter war heute auch zum ersten Mal den ganzen Tag wunderbar. Es war eine richtige Sonntagsfahrt.

Witzig finde ich die Abfahrten von dieser Superstecke. Ab und an kommt links oder rechts ein Wegweiser zu einer Ortschaft. Wenn man dann aber schaut, dann gehen da Wege ab, die nicht einmal an Feldwege erinnern. Halb zugewachsene, einspurige Wege die ausschauen als würden sie nach 100 Meter wieder aufhören. Das ist aber kein Einzelfall sondern diese Dinger kommen andauernd.






In Kiew selber musste ich wegen einer großen Baustelle ein Umweg fahren und als ich mich entschlossen habe, die Route zu ändern und etwas durch die Stadt zu fahren und an einer Ampel warte um um zukehren. Da sehe ich auf der anderen Straßenseite ein Polizeiwagen und zwei Polizisten mit ihrem Winkstöckchen (mit dem sie die Übeltäter aus dem Verkehr rauslotsen) heraneilen und freudig in meine Richtung schauen. Ich denke mir, ihr Säcke, diesesmal bekommt ihr kein Bakschisch von mir! :) Wie ich dann auf dem Weg zurück bin, sehe ich ein paar junge Polizisten stehen, die ihnen wohl meine Ankunft angekündigt haben. Ha!
In Russland ist mir so etwas ähnliches auch schon passiert, da habe ich auch einmal ganz spontan die Richtung geändert und im Vorbeifahren habe ich aus dem Augenwinkel, zwei enttäuschte Polizeigesichter gesehen. Auch am Zoll hat man mich ganz beiläufig nach einem 'Present' gefragt. Aber nicht mit mir! Diese Burschen schrecken mich nicht mehr. Einmal einen dieser dreisten, verlogenen, korrupten Bullen bestochen und nie wieder (ja, sowas ärgert mich) , besonders wenn ich nichts angestellt habe. Diese Tour hatte ich immer Glück gehabt. Hoffentlich bleibt es dabei, sonst kostet es mich wieder und wenn es eine Stunde meiner Lebenszeit ist.

11 Tag - Ukraine (G)

Heute war der letzte Tag in Russland und die Fahrt war sehr entspannend. Kaum Verkehr und die russische Radarvorwarnung durch heftiges Aufblenden des Gegenverkehrs funktionierte auch ganz ausgezeichnet.

Die Strassen waren sehr oft regennass, inklusive riesiger Pfützen, aber kein einziger Regentropfen hat mich von oben erwischt.

Und immer wieder, diese bezaubernden russischen Ortsschilder :)

Der russische Zoll war dann auch ganz easy. In 40 Minuten war alles erledigt. Ein junger Zöllner hat schnell gemerkt das mein Russisch nicht so pralle ist und hat das Formular für mein Motorrad schnell selber ausgefüllt (Das selbe, für das ich bei der Einreise eine Stunde gebraucht habe).

Zwischen dem russischem und ukrainischem Zoll

Die Ukrainer liessen es dann doch wesentlich gemütlicher angehen. Einige duzend Autos warteten schon vor mir. Hier gab es aber ein ganz speziellen Service. Zwei Grenzer liefen immer ein Stück der Autoschlange ab und sammelten alle Pässe ein. Ganz anders als bei der Einreise, als immer ein Menschenpulk wild von einer Station zur nächsten lief (und ich auch mal wieder zurück). Ich habe natürlich sofort Aufmerksamkeit erregt und während mein Pass im ersten Grenzhäuschen bei der Passkontrolle lag, wollte nacheinander ein Polizist, ein Militär und ein Grenzer ebenfalls mein Pass sehen. Oh man ;) Aber gute zwei Stunden war dann alles vorüber. Ukraine ich kommen.

Die Strasse nach der Grenze war einwandfrei, ganz anders als ich vermutet habe. Die Landschaft wurde auch schlagartig viel freundlicher.

Das kleine Hotel, direkt an der ukrainischen Magistrale M3 bei Hlukhív, 30km nach der Grenze hat mich wirklich begeistert. Irgendwie sind die Menschen hier viel freundlicher und zugänglicher. Es gibt auch ein Restaurant bei dem das Essen 100 Punkte bekommt und unfassbar günstig ist. Ich habe gesehen das es bei OSM auch eingetragen ist, also, absolute Empfehlung! :)

Morgen Kiew, ich freue mich.

10. Tag - Kreml und Fahrt nach Suchinitschi (F)

Heute stand wieder ein kleines Highlight auf meiner Reiseroute. Ich wollte ins Herz von Russland, ins Herz von Moskau, zum Kreml, Roter Platz (der übersetzt eigentlich schöner Platz heißt) und zur Basilikuskathedrale, die liegen alle zusammen in Steinwurfweite. Leider hat am Morgen stark geregnet und so ist die Fotosession am Kreml doch recht kurz ausgefallen. Da sich Medwedew oder Putin sich nicht gezeigt haben, musste meine kleine Matroschka aus St. Peterburg als Fotomodell herhalten.

Basilikuskatherale links, Kreml ist rechts (hinterm Busch)
Kreml links, Basilikuskathedrale rechts.

Die Fahrt durch die Stadt ging wesentlich angenehmer als ich befürchtet habe, eventuell habe ich einfach Glück gehabt. Deshalb kleiner Tipp für Moskaufahrer, sehr easy ist es Samstag vormittags um 10 Uhr in Moskau ;)

Die Fahrt war dann weniger interessant und die Kilometer flogen dahin, so habe ich mir unterwegs überlegt meine Etappe heute eventuell etwas zu verlängern. Aber habe mich aber dann doch dagegen entschieden. Und kaum bin ich in mein Ziel-Motel eingeboten (Mitten im Nirgendwo von Russland)  da hat es wieder angefangen zu schütten. Beim Abrödeln meines Gepäcks stand plötzlich ein Trucker an meinem Motorrad,
krempelte sein Hemd hoch und zeigte er mir stolz sein Schultertatoo mit einem rotem Suzuki Motorrad. Bei unserem  kurzem Gespräch erzählte er mir stolz und mit einem bisschen Wehmut von seinen früheren Touren nach Serbien, Rumänien und Jugoslawien.

Morgen leider schon mein letzter Tag in Russland und der Grenzübertritt nach Ukraine muss bezwungen werden. Ich hoffe die Jungs am Zoll sind Sonntags entspannter drauf als sonst.

9. Tag - immernoch Moskau

Meinen ersten Plan, mit dem Motorrad ein paar interessante Moskauer Punkte abzuklappern habe ich jetzt doch aufgegeben, das wäre doch zu heftig geworden. Also habe ich dafür auf die berühmte Moskauer Metro gesetzt.
Hier in Moskau gibt es keine so schönen Metromünzen wie in St. Petersburg, sondern RFID Chipkarten, die man in verschiedenen Aufladungen kaufen kann. Ich habe mir eine 10er Karte gegönnt. Die 'Drehkreuze' sind auch anders. Sie sind ständig geöffnet, nur wenn man versucht durchzulaufen, ohne vorher die Chipkarte  an die entsprechende Stelle des Drehkreuzes zu halten, dann ballern zwei Metallschranken vor einem hoch.

Ich also in die Metrostation Vladikino an der Linie 9 (Vladikino, hört sich an wie das Kino von Vlad Tepesch), dort 5 Stationen zur  Mendeleevskaja hier Übergang zu Novoslobodskaja an der Linie 5.


Schon wieder Lenin und ich, dieses Mal in der Metrostation Novoslobodskaja
(wer macht das dümmere Gesicht?)

3 Stationen weiter auf  Kiewskaja

Kiewskaja

hier Übergang auf Linie 3. Eine 1 Station fahren zum Park Pobedy ,

Park Pobedy
meine erstes richtiges Ziel, diese Metrostation hat die längste, durchgehende  Rolltreppe der Welt,  so etwa 120m lang und geht auf 85m Tiefe.

Park Pobedy ,  die längste, durchgehende  Rolltreppe der Welt

Oben an der Oberfläche habe ich mir ein kleines Frühstückchen in einem Park gegönnt.

im Hintergrund ist eine der 5 Schwestern zu sehen, das sind Prachtbauten aus der Stalinzeit

Dann die Rolltreppe (fährt 2:40 Minuten) wieder runter, 3 Stationen zurück mit der Linie 3 ein Station weiter zum Ploschtschad Rewoljuzii. Dieser Teil der Metro ist der älteste und wurde 1938 erbaut. Das hatte damals noch richtig Zukunftsdrive. Eine Station weiter und dort Übergang auf Station Ckalovskaja an der Linie 5, dann eine Station zur Komsomolskaja, und diese Station ist wirklich superschön! Doch exakt hier hat mein Akku des Fotoapparats seine Hufe gestreckt, ach ärgerlich. Aber was soll's, denke ich dann fahre ich kurz in mein Hotel und mach auch gleich ein kleines Päuschen. Und so wurde es auch gemacht.

Ich also wieder hin, zur Metrostation Komsomolskaja,

Komsomolskaja


eine Station weiter zum  Prospekt Mira, dort Wechsel auf die Linie 6. 3 Stationen gefahren zur VDNch, das ist irgendeine Abkürzung für 'ganz super spezielles Kosmonautenmuseum. Das ist nämlich mein zweiter Anlaufpunkt heute (abgesehen von den Metrostationen).

Dieses coole Denkmal steht auf dem Dach des Kosmonautenmuseums.
Das Ding ist über 100m hoch und mit Titan beschichtet

Das ist wirklich ein sehr schönes und sehr modern eingerichtetes Museum mit viel Krimskrams, Hauptsache es hat irgendetwas mit Kosmonauten oder russischer Raumfahrt zu tun. Uniformen, Raumanzüge, Fotos aller sowjetischer Raumfahrtshelden, ein 1:1 Modell der Mir, etliche original Triebwerke oder z.B eine original Raumkapsel, die außen vom Wiedereintritt in die Atmosphäre ganz schwarz und verkokelt wurde.

Leckere, russische Kosmonautennahrung
Raumanzug von Mark Shuttleworth, dem Gründer von Ubuntu
Ich treibe an der Mir vorbei
darunter die stark angekohlte Raumkapsel
Raktentriebwerk, made in SSSR

Alle 20 Meter saßen ältere Damen die jeden (und besonders mich) anblökten, dass man hier nicht fotografieren darf...

Bei der Heimfahrt kam ich dann in den Berufsverkehr und es ist wirklich unfassbar was da an Menschenmassen herumgekarrt wird. Eine Zug zu verpassen ist quasi unmöglich, weil alle 90 Sekunden einer fährt. Und wenn die Züge ein bisschen in die Außenbezirke kommen, dann geben die nochmals richtig(!) Gas und heizen dann mit geschätzten 100km/h durch die Tunnels, dann scheppert und rattert aber der Metallkarton (auch Metrowagen genannt).

Morgen kommt der große Selbstversuch, ich fahre zum Roten Platz, dem Herz der Finsternis.

8. Tag - Moskau (E)

Ok, war doch keine so gute Idee, mein letzes Post so zu beenden (Ich alte Drama Queen). Mein Problem war schlicht und einfach das ich kein Internetzugang bekommen habe. Nach einigen hin und hier habe ich herausgefunden das es ein Businesscenter geben soll, der Internet anbieten soll,  aber an  deren PCs kam ich  aber nicht mit dem kyrillischen Zeichensatz nicht zurecht und ich konnte mich nicht einloggen. Das Mädel gestern im Restaurant meinte, sie könne WiFi anbieten, ich bin gespannt.
Ok, ich bin nicht mehr gespannt, für die WiFi Karte die mir Olja, die Bedienung, (teuer!) verkauft hat, existiert schlicht und einfach kein Hotspot ;)
Die beiden Motels in der Pampa links und rechts der russisch/ukrainischen Grenze hatten (wie schon vermutet) auch kein Internet (jedenfalls nicht für mich ;) )

Ich habe dann eben offline ein paar Tage geschrieben. Die Fotos füge ich dann die nächsten Tage nach.

Also, weiter mit der Gesichte
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Die Fahrt nach Moskau war heute eher unspektakulär, ich habe extra für die Einfahrt nach Moskau eine kurze Etappe geplant, da die Staus in Moskau legendär sein sollen. Und genau so war es auch. Typisch Magistrale hat sich vor der Stadt ein kollosaler Rückstau gebildet und so zuckelte ich kilometerlang Richtung russische Hauptstadt.

Anfahrt auf Moskau, nachdem alle Anderen auf den Ring wollten
(witzig wie das GoPro Objektiv alles verzerrt)


Irgendwie wollten aber alle dann auf den Moskau-Ring fahren, ich aber nicht. Deshalb ging es dann zügig weiter Richtung Stadtmitte. Dort kommt *richtiges* Großstadtfeeling auf. 6 spurige Schnellstrassen, in deren Mitte nochmal eine 6spurige Schnellstrasse ist. Sogar mein Navi war eingeschüchtert und hat keinerlei Meldungen mehr gebracht;)  Als ich dann an der Stelle ankam, an dem eigentich mein Hotel sein sollte, war da aber nichts dergleichen zu sehen. Nur unüberschaubare, wild gewucherte Großstadtarchitektur. Ich also angehalten, das Motorrad irgendwo zwischendrin am Busbahnhof für Kleinbusse abgestellt und mal rumgelaufen um die Lage zu checken. Nix. Ein Polizist zeigte auf irgendwelche Hotels auf der anderen Strassenseite, aber dort hinzukommen würde etwa eine Stunde dauern.

Anfahrt auf Moskau
Könnte aber auch die Ausfahrt nach Uelzen an der A7 sein, man weiss es nicht...
 
Zum Glück war es noch heiß wie Hölle, ich erstmal aus den Motorradklamotten raus und mein Navi gecheckt, nein es müsste hier sein. Egal, erstmal weg von der elendigen Haupstrasse. So bin ich in ein kleinen Park gefahren und hab meine Buchungsbestätigung rausgekramt.  Die Adresse nochmals in Navi eingetippt und jetzt sollte das Hotel plötzlich nochmal  11km weit weg sein. Kurz überlegt, was sind die Alternativen. Eigentlich wäre das doof, weil ich meine Moskau-Metro-Tour ja von dieser Stelle aus geplant habe. Oder habe ich die Hotels verwechselt, weil ich einige Hotels storniert habe und andere dafür gebucht? Ich weiß es nicht. Langsam kommt der Frust hoch und ich fahre jetzt einfach die 11km durch die Moskauer Rushour. Dazu kommt noch das meine Navihalterung spinnt, und ständig das Navi rauspurzeln will. Erschwernd kommen noch die vielen, sehr adrett angezogenen Moskauerinnen dazu! Und die Autofahrer sind wirklich noch ruppiger als bisher, aber eigentlich geht es alles in allem noch ganz gut mitzuhalten.

Beim Hotel angekommen stelle ich mein Motorrad an einem bewachten Parkplatz ab und laufe dorthin wohin der Wachmeister mich geschickt hat. Das Hotel ist in der dichbebauten Gegend nicht zu sehen. Ok, da ist es, also rein. Ich frage einen Typen der ausschaut wie ein ziviler Wachposten vom Hotel, der versteht aber gar kein Englisch und schickt mich in ein Zimmer. Dort sitzt eine Frau die auch kein Englisch versteht und irgendwann klappt es doch und sie schickt mich zur richtigen Rezeption. Inzwischen bin ich um den halben Block gelaufen. Dort angekommen sass eine junge Russin die nach einer Weile mir zu verstehen gab, das es ein Problem gibt, weil ich noch gar nicht in Russland registriert wäre. Jetzt wäre auch schon der 4. Tag und der man müsste sich innerhalb 3 Werktage registriert haben. Ich also wieder zurück zum Motorrad (habe ich schon gesagt das es tierisch heiß war?). Dort die restlichen Taschen aus den Motorradkoffern geholt und zurückgelatscht. Alle Taschen auf dem Rezeptionsboden ausgebreitet und da sind sie, die gesuchten Rechungen der anderen Hotels. Schwein gehabt. Jetzt schickt mich die Dame von der Rezeption zu Kasse, die kenne ich ja schon, da war ich ja als erstes. Die Kassierin tippelt also die Daten in ihre Kiste und als es zum Bezahlen kommt schiebe ich ihr mein Visa rüber. Sie zieht das Ding durch und guckt, zieht nochmals durch, guckt. Ziehen, gucken, ziehen, gucken, ziehen, gucken. Dann steckt sie das Ding in anderes Lesegerät, nix. Tja. Dann schiebt sie mir den Zettel rüber auf dem der Preis steht. Ok, ein Trupf habe ich noch, Maestro Karte. Ich frage nach Bankomat. Und der steht tatsächlich direkt vor der Türe. Ich schiebe das Ding in den Schlitz, tippe meine Daten ein, und zack. Antrag abgelehnt! Ich denke mir noch, hey Superwitz! und mache die gleiche Prozedur nochmal, abgeleht!. Hm, langsam werde ich jetzt doch nervös. Ok Werner, ganz cool bleiben, versuchen wir es mal mit einer kleinern Summe. Und yes, er macht es! Ich freue mich wie Bolle aber die Kassenfrau verzieht keine Miene und schiebt mir die Keycard für mein Zimmer und zwei Bons für das Frühstück rüber. Also nix wie raus Richtung Zimmer, der Wachmann (den, den ich als aller erstes gefragt habe) will noch unbedingt meine frisch erworbene Keycard sehen die ich ihm dann freudig vor seinem Gesicht rumwedle.
Sehr seltsam fand' ich dann wieder das man durch ein Metalldetektor muss, wenn man zum Aufzug will. Auch die Türe nach dem Aufzug zum Etagenflur musste man mit der Keycard öffnen. Voll Knastmässig hier. Dann mein Zimmer, 10. Stock Raum 17. An der Türe steht 1017-1018, seltsam. Ok aufgeschlossen und dahinter war ein kleiner Miniflur, Türe zum Bad und Türe zur Dusche fielen mir sofort ins Auge, dann ein Zimmer 1017, also meins. Daneben stand eine Türe auf, daruf stand 1018. Im Vorbeilaufen sah ich ein nackter Kugelbauch im Bett liegen der leise etwas rüberrief, klar russisch, da kann ich leider nicht mithalten. Also rein ins Zimmer, aus den verschwitzten Klamotten und eine runde Duschen.

Als ich wieder aus der Dusche kam bemerkte ich, das ich die Türe zu meinem Zimmer wieder verschlossen habe und die Keycard liegt noch in meinem Zimmer drin. Hm, sehr unclever Werner. Ok, also Kopf rein zum Kugelbauch und pantomimisch erklärt was ich für ein Problem habe. Ich schnappe mir sein Haustelefon und wähle die 0. Es meldet sich eine junge Dame die sehr, sehr schlechtes Englisch kann und mich irgendwie nicht versteht und ständig will, das ich zur Rezeption gehe und mein Anliegen dort vortrage. Das ich außer einem kleinen Handtuch um die Hüften nichts anhabe und auch auf keinem Fall, komplett die Zimmeranlage verlassen werde hat oder wollte sie nicht verstehen. Dazu muss man vielleicht noch anmerken das das Telefon zwischen dem (sehr laut) laufenden Fernseher und dem 1m entfernten Bett steht, in dem der Kugelbauch (ebenfalls sehr laut) mit seinem Händy irgendwelche Dinge besprach.

Kugelbauch war jedenfalls äußerst hilfsbereit, hat mir den einen Stuhl angeboten und etwas von seinem gekühlten Johannisbeersaft. Die Frau von der Nummer-O wollte die Sache abschließen und sagte sie ruft mich wieder zurück, ja ja ;)  Ich warte als eine ganze Weile uns sehe mir im Fernsehen eine russische Soap an, da deutet mir Kugelbauch an, das er die Sache selbst in die Hand nehmen will. Zieht sich Hemd und Hose an und geht raus. Nach einer Weile kommt der mit einem Zimmermädchen, die dann mein Zimmer aufschließt. Man, was war ich froh.

Mein Dankeschön in Form einer Tafel mitgebrachter Schweizer Schokolade hat er abgeleht, dafür sind wir dann zusammen runter ins Restaurant gegangen.  Ich habe mir ein Bier ausgwählt (Das sich dann als tschechisches Kustivice herausgestellt hat, das ich in Konstanz immer, in einem serbischen Lokal, mit einem lieben Freund aus der Ukraine zusammen getrunken habe) so klein ist die Welt. Zum Essen deutete ich an ich möchte nur eine Kleinigkeit, da kam dann 'Kalmar'. Hm, sieht aus wie ein Untertellerchen mit halben Kaugummis die nach geräuchertem Speck riechen (ich vermutete geräucheter, weißer Speck) es war aber tatsächlich Kalmar, wie Alligator.  Kugelbauch hat sich inzwischen als Wolja vorgestellt der aus Tartastan kommt. Im Zimmer oben hat er mir wegen mangelnder Sprachkompatibiltät seinen Ausweis gezeigt und ich habe es erst gar nicht geschnallt, Wolja hat heute Geburtstag! 58 Jahre ist er geworden, der alte Knabe. Wolja hat sich 100 Gramm guten Vodka gegönnt und ist dann irgendwie traurig geworden. Ja, Geburtstage alleine feiern als Russe ist verdammt kacke, aber zum Glück bin ja ich gekommen :) Und weil Wolja eine Großtat nach der Anderen für mich getan hatte, wollte ich die Rechnung begleichen, doch als die ankam (wie üblich in einem kleinen Rechnungsmäppchen)  ist Volja wie ein junger Hecht hochgepeitscht und hat die Rechnung an sich gerissen. Ich habe ihn natürlich tüchtig ausgeschimpft, da ER ja immerhin Geburtstag hat und ER mich halbnackt in sein Zimmer aufgenommen hat und ER mein Problem mit der Keycard geregelt hat. War ihm aber alles egal und hat trotzdem bezahlt.
Als wir uns dann in unserem kleinen Gemeinschaftsflur verabschiedet haben und uns gegenseitig die Hände fest gedrückt haben, ich glaube, da habe ich ein bisschen in die russische Seele geblickt.  

Mittwoch, 17. August 2011

7. Tag - Twer (D)

Heute habe ich relativ wenig Fotos gemacht, da es am Morgen geregnet hat und es auch sonst komplett bedekter Himmel gab, erst hier in Twer kam endlich die Sonne raus, ich hoffe das wars dann mal mit den Wolken für eine Weile.
Twer selbst ist für mich eigentlich nur eine Durchgangsstation und die Fahrt hierhin eine reine Fleissarbeit. Damit es einigermaßen zügig ging bin ich die Magistrale M10 gefahren. Magistralen ist ein Art Autobahn, Autobahn ist vielleicht nicht das richtige Wort, es ist eher eine Hauptverkehrsstrasse deren Ausbaustufen sich dauernd ändert. Manchmal ist sie wie eine deutsche Autobahn, 4 spurig, funkelnagelneu und glatt befahrbar. Darauf kann dann  schlagartig eine kilometerlange Asphaltbuckelpiste mit Offroadqualität kommen. Die meiste Zeit ist aber 3 spurig, die ganz ok zu befahren ist. Die mittlere Spur ist abwechselnd für die eigene und dann wieder für die Gegenfahrbahn als Überholungsspur ausgezeichnet, hier kann man dann die vielen Trucks überholen die ebenfalls die Magistralen bevölkern.
Sehr oft geht die Magistrale auch direkt durch Ortschaften aller Größen. Viele kleine Dörfer sind zwar noch als Ortschaft (mit Geschwindigkeitsbergrenzung Ortschaft!) ausgezeichnet, aber sehen schon sehr verlassen aus (es ist unglaublich, mit welchem Lärm die Lastwagen, ohne Ende, die Magistralen befahen, besondes merkt man das wenn man eine Pause macht), manche Dörfer bestehen nur noch aus ein paar sehr windschiefen, halb eingefallenen Holzhäuschen, hier geht der geneigte Automobilist etwas vom Gas und reduziert die Geschwindigkeit auf etwa 80km/h. Dort wo wirklich Menschen zu sehen sind, fahren wirklich die allermeisten die erlaubte Geschwindigkeit vom 60km/h. (Außer natürlich die SUV-Fahrer).



Typisches Holzhaus, direkt an der Magistgrale

Motorradfaher sieht man Überland sehr selten und ich habe mich gewundert als mich eine BMW 1200GS Adventure heute überholt hat, es war ein Italiener. Scheinbar trauen sich Italiener aber nur in großen Rudeln nach Russland, denn es dauerte etwa 20min bis mich auch noch die restlichen (gefühlten) 99 Italiener auf ihren riesen Motorrädern überholt haben. Die Führen als säße ihnen der Teufel im Nacken.


In den Städten gibt es dagegen immer wieder junge Russen die eine zackige Sportmaschine befeuern. Einer davon hielt im St. Petersburg direkt neben mir und nach kurzem Winken ist er ab wie eine Rakete, der hatte locker 120km/h und ist den Newski Prospekt runtergefahren die die Italiener auf der Magistrale. Der Newski Prospekt hat wirlich viele Kreuzungen für jede eine Ampel. Ich konnte sehen wie er sie nahm, die ersten waren grün, die nächste dunkelgrün, dann eine blinkendes dunkelgrün, dann gelb, dann dunkelgelb, und die letzten dann hellrot. Als ich an den letzt genannten Ampeln vorbeifuhr, sah ich dort ein Polzeiauto und davor die Herren Polizisten stehen die interssiert der Showeinlage des jungen Russen folgten.

In den Dorfern fahren die jungen Burschen gerne Moppeds(?). Und die fahren wie 99% der Russen eben so fahren. Als gäbe es kein Morgen mehr. Und für einige gibte es dann eben kein Morgen mehr. Heute habe ich zwei Unfälle mit diesen Moppeds gesehen, einer hat sich auf die Seite gelegt und ist in einen Graben gerutsch (so wie gestern der Lieferwagen) an einer anderen Stelle lag nur noch das verbeulte Mopped rum, etwa 30m hinter einem total demolierten Uralthelm. Und zur heutigen Unfallstatistik kommt noch zwei Unfälle mit Lastwagenbeteiligung, einer ist einem anderen Lastwagen hinten drauf gefahren und zwar volle Kante, die Reifen standen vorne beide um 90% verzogen und das Fahrerhäuschen war halb weggerissen, man hatte freie Sicht auf die Lenkstange und Fahrersitz. Bei einem anderen Unfall ist ein riesiger SUV mit einem Truck kollidiert (eventuell waren noch andere Autos beteiligt), Rettungswagen und Feuerwehr(?) haben sich durch den riesen Rückstau gequält.

Unfallstelle mit SUV-Beteiligung

Rückstau gibt ist auch so ein Phänomen, er entseht z.B. auch wenn die Magistrale durch eine kleiner Stadt geht. Die Leute kommen mit Karacho (locker dreistellige Geschwidigkeit) angefahren und müssen dann abbremsen auf die erlaubten 60, wenn dann noch der Stadtverkehr, Ampeln und Abbieger dazukommen, dann bildet sich ein endloser Lindwurm an Trucks, SUVs und alten russischen Autos, der ohne unterlass sich durchs Städtchen zieht. Wenn ich mir vorstelle, sowas wäre in Deutschland :)

Morgen gehts rein nach Moskau, einem der letzten wirklichen Abenteuern die ein Motorradfahrer auf dieser Erde noch erleben kann. Ich habe gehört das die Moskowieter die krassesten, rücksichtslosesten und wahnsinnigsten Autofahrer in Russland sein sollen. Aber ich muss hin, ich muss zum Roten Platz, mitten in Moskau. Na, wenn an dieser Stelle der Blog endet, dann wisst ihr Bescheid ;)
*schluck*

Dienstag, 16. August 2011

6. Tag - Novgorod (C)

Ich habe selten ein schweres Herz wenn ich auf meinen Touren die nächste Etappe in Angriff nehme, aber bei St.Petersburg fiel es mir wirklich schwer loszulassen. So eine klasse Stadt. Breit angelegt, breite Strassen, große Häuser (und das ohne hässliche Hochhäuser). Entspannte Menschen, inclusive der Polizisten. Der Verkehr ist, wie soll ich sagen, er ist flüssig. Ein richtiger Flow, überall wird gefahren und reingefahren, alles ganz cool und ohne unsinnige Aggression, wenn ich da an Deutschland denke...

Auf der Fahrt, noch in St.Petersburg, bin ich an einem riesigen (und ich meine riesig!) Kreisverkehr auf die Magistrale nach Kiev, anstelle der nach Moskau gekommen. Egal, dachte ich, dann fahre ich einfach noch zum Puschkin und schaue beim Katharinenpalast vorbei.
Böser Feher! Die Abzweigung nach Puschkin gab es schlicht nicht mehr, da die Strasse neu gebaut wurde, und ein Abzweigen nach links war dort genauso lustig wie an einer deutschen Autobahn. Nach rechts ging natürlich auch nichts mehr. Also weitergefahren und *zack* in einen Mörderstau, mitten im Outer-Rim standen wir dann da und guckten dumm aus der Wäsche. Verschärft wurde das Ganze das etliche russische Kleinwägen den Hitzetot starben und Mitten auf der Strasse liegen blieben und so zusätzlich den Verkehr blockierten.
Für 1,5 km benötigte ich fast zwei Stunden, und dabei blieb ich keine 5 Sekunden am Stück stehen.
Sei wie es sei, nach 1,5km  kam dann meine Abfahrt, ausgeschildert war: Rechts abbiegen und dann über die Brücke nach links übersetzten. Die Brücke könnte ich schon sehen, aber darauf fuhren nur Baustellenfahrzeuge, *gulp* Erst im letzen Augenblick sah ich das eine kleine Notstrasse geschaffen wurde, so dass ich mit Hängen und Würgen direkt nach links durchziehen konnte und Richtung Puschkin konnte.

Katharinenpalast, hier soll, der Sage nach, das Bernsteinzimmer versteckt sein.
Das Foto ist doch die 2 Stunden Magistralenstau wert, oder? ;)
Nach dem Blitzbesuch beim Katharinenpalast ging es dann weiter zur Magistrale Richtung Moskau. Bei der Einfahrt zur Magistrale sah ich den Grund für den nochmaligen schleppenden Verkehr. Die Ampelanlage ist total ausgefallen und es herrschte pures Chaos. Auf dem kleinen Strässchen, auf dem ich fuhr, bildetet sich natürlich ein riesen Stau, und wie die Russen so drauf sind, haben etliche den Fussweg/Trampelpfad/whatever genutzt und sind mit Karacho rechts am Stau vorbeigebrettert.
Dieser Trampelpfad war aber nicht durchgehend, so wie ich und dieser Fahrer erkennen musste.

Aus dem Trampelpfad wurde ein Graben...

Dann aber auf die Strasse Richtung Moskau. Durch den Ampelausfall entstand auf der Gegenfahrbahn ein unfassbarer Rückstau. Ich würde schätzen, 5km ein Lastwagen hinter dem Anderen standen da und warteten das es weiter geht. (und klar, an der Ampelanlage standen russische Polizisten, doch die konnten und/oder wollten nichts regeln)

Die Strasse war stellenweise in einem wirklich furchtbarem Zustand, viele Dellen und Wellen. Schlaglöcher sind oft gar nicht so schlimm, weil man quasi darüber fliegt. Wirklich, wirklich übel sind die Brücken. Irgendwie schaffen es die Russen nicht, die Brücke in die gleich Höhe zu bekommen wie die Strasse.  Ich war einmal unachtsam und bretterte auf die Brücke, deren Absatz sicher schlagartig 30cm gemacht hat. Es hat nur so gescheppert und mir ist mein Navi aus der Halterung geflogen, so dass es nur noch am Stromkabel am Tank runter baumelete. Meine Herren, pjuuh...

Dann Ankunft in Novgorod. Das Wetter war leider nicht optimal, total bedeckt und ab und an Regen. Eigentlich hätte ich gerne das Museum für alte russische Holzhäuser angeschaut, aber ich wollte lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach und bin rüber zum Kremel von Novgorod gelatscht. Der ist geschichtlich äußerst interssant. Denn hier liegt soetwas wie der Urkeim von Russland. Stichwort Kiever-Rus.


Kremelmauer nach Rechts

Kremelmauer nach Links



Irgendwie hat mich die kleine Prozession von drei alten Frauen und einem Mönch berührt, die um die Sophienkathedrale gepilgert sind und vor jedem Tor (oder Bild?) mit dem Oberkörper gewippt haben und eine Bibel(?) hochgehalten haben. Das wollte ich nicht fotografieren, das fand ich zu indiskret.

Das riesige Monument 'Russlands Jahrtausend' und die Sophienkathedrale
Das Monument 'Russlands Jahrtausend' ist das russische Äquvalent zu den Wimmelbüchern ;) Alle wichtigen Nasen zu der Zeit, abgenickt vom Zar Alexander I persönlich.

Im Novgorder Kreml gibts noch eine Glockenwand, einige abgehängte Glocken stehen am Boden

Und zum Abschluss: Lenin und ich