Montag, 22. August 2011

8. Tag - Moskau (E)

Ok, war doch keine so gute Idee, mein letzes Post so zu beenden (Ich alte Drama Queen). Mein Problem war schlicht und einfach das ich kein Internetzugang bekommen habe. Nach einigen hin und hier habe ich herausgefunden das es ein Businesscenter geben soll, der Internet anbieten soll,  aber an  deren PCs kam ich  aber nicht mit dem kyrillischen Zeichensatz nicht zurecht und ich konnte mich nicht einloggen. Das Mädel gestern im Restaurant meinte, sie könne WiFi anbieten, ich bin gespannt.
Ok, ich bin nicht mehr gespannt, für die WiFi Karte die mir Olja, die Bedienung, (teuer!) verkauft hat, existiert schlicht und einfach kein Hotspot ;)
Die beiden Motels in der Pampa links und rechts der russisch/ukrainischen Grenze hatten (wie schon vermutet) auch kein Internet (jedenfalls nicht für mich ;) )

Ich habe dann eben offline ein paar Tage geschrieben. Die Fotos füge ich dann die nächsten Tage nach.

Also, weiter mit der Gesichte
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Die Fahrt nach Moskau war heute eher unspektakulär, ich habe extra für die Einfahrt nach Moskau eine kurze Etappe geplant, da die Staus in Moskau legendär sein sollen. Und genau so war es auch. Typisch Magistrale hat sich vor der Stadt ein kollosaler Rückstau gebildet und so zuckelte ich kilometerlang Richtung russische Hauptstadt.

Anfahrt auf Moskau, nachdem alle Anderen auf den Ring wollten
(witzig wie das GoPro Objektiv alles verzerrt)


Irgendwie wollten aber alle dann auf den Moskau-Ring fahren, ich aber nicht. Deshalb ging es dann zügig weiter Richtung Stadtmitte. Dort kommt *richtiges* Großstadtfeeling auf. 6 spurige Schnellstrassen, in deren Mitte nochmal eine 6spurige Schnellstrasse ist. Sogar mein Navi war eingeschüchtert und hat keinerlei Meldungen mehr gebracht;)  Als ich dann an der Stelle ankam, an dem eigentich mein Hotel sein sollte, war da aber nichts dergleichen zu sehen. Nur unüberschaubare, wild gewucherte Großstadtarchitektur. Ich also angehalten, das Motorrad irgendwo zwischendrin am Busbahnhof für Kleinbusse abgestellt und mal rumgelaufen um die Lage zu checken. Nix. Ein Polizist zeigte auf irgendwelche Hotels auf der anderen Strassenseite, aber dort hinzukommen würde etwa eine Stunde dauern.

Anfahrt auf Moskau
Könnte aber auch die Ausfahrt nach Uelzen an der A7 sein, man weiss es nicht...
 
Zum Glück war es noch heiß wie Hölle, ich erstmal aus den Motorradklamotten raus und mein Navi gecheckt, nein es müsste hier sein. Egal, erstmal weg von der elendigen Haupstrasse. So bin ich in ein kleinen Park gefahren und hab meine Buchungsbestätigung rausgekramt.  Die Adresse nochmals in Navi eingetippt und jetzt sollte das Hotel plötzlich nochmal  11km weit weg sein. Kurz überlegt, was sind die Alternativen. Eigentlich wäre das doof, weil ich meine Moskau-Metro-Tour ja von dieser Stelle aus geplant habe. Oder habe ich die Hotels verwechselt, weil ich einige Hotels storniert habe und andere dafür gebucht? Ich weiß es nicht. Langsam kommt der Frust hoch und ich fahre jetzt einfach die 11km durch die Moskauer Rushour. Dazu kommt noch das meine Navihalterung spinnt, und ständig das Navi rauspurzeln will. Erschwernd kommen noch die vielen, sehr adrett angezogenen Moskauerinnen dazu! Und die Autofahrer sind wirklich noch ruppiger als bisher, aber eigentlich geht es alles in allem noch ganz gut mitzuhalten.

Beim Hotel angekommen stelle ich mein Motorrad an einem bewachten Parkplatz ab und laufe dorthin wohin der Wachmeister mich geschickt hat. Das Hotel ist in der dichbebauten Gegend nicht zu sehen. Ok, da ist es, also rein. Ich frage einen Typen der ausschaut wie ein ziviler Wachposten vom Hotel, der versteht aber gar kein Englisch und schickt mich in ein Zimmer. Dort sitzt eine Frau die auch kein Englisch versteht und irgendwann klappt es doch und sie schickt mich zur richtigen Rezeption. Inzwischen bin ich um den halben Block gelaufen. Dort angekommen sass eine junge Russin die nach einer Weile mir zu verstehen gab, das es ein Problem gibt, weil ich noch gar nicht in Russland registriert wäre. Jetzt wäre auch schon der 4. Tag und der man müsste sich innerhalb 3 Werktage registriert haben. Ich also wieder zurück zum Motorrad (habe ich schon gesagt das es tierisch heiß war?). Dort die restlichen Taschen aus den Motorradkoffern geholt und zurückgelatscht. Alle Taschen auf dem Rezeptionsboden ausgebreitet und da sind sie, die gesuchten Rechungen der anderen Hotels. Schwein gehabt. Jetzt schickt mich die Dame von der Rezeption zu Kasse, die kenne ich ja schon, da war ich ja als erstes. Die Kassierin tippelt also die Daten in ihre Kiste und als es zum Bezahlen kommt schiebe ich ihr mein Visa rüber. Sie zieht das Ding durch und guckt, zieht nochmals durch, guckt. Ziehen, gucken, ziehen, gucken, ziehen, gucken. Dann steckt sie das Ding in anderes Lesegerät, nix. Tja. Dann schiebt sie mir den Zettel rüber auf dem der Preis steht. Ok, ein Trupf habe ich noch, Maestro Karte. Ich frage nach Bankomat. Und der steht tatsächlich direkt vor der Türe. Ich schiebe das Ding in den Schlitz, tippe meine Daten ein, und zack. Antrag abgelehnt! Ich denke mir noch, hey Superwitz! und mache die gleiche Prozedur nochmal, abgeleht!. Hm, langsam werde ich jetzt doch nervös. Ok Werner, ganz cool bleiben, versuchen wir es mal mit einer kleinern Summe. Und yes, er macht es! Ich freue mich wie Bolle aber die Kassenfrau verzieht keine Miene und schiebt mir die Keycard für mein Zimmer und zwei Bons für das Frühstück rüber. Also nix wie raus Richtung Zimmer, der Wachmann (den, den ich als aller erstes gefragt habe) will noch unbedingt meine frisch erworbene Keycard sehen die ich ihm dann freudig vor seinem Gesicht rumwedle.
Sehr seltsam fand' ich dann wieder das man durch ein Metalldetektor muss, wenn man zum Aufzug will. Auch die Türe nach dem Aufzug zum Etagenflur musste man mit der Keycard öffnen. Voll Knastmässig hier. Dann mein Zimmer, 10. Stock Raum 17. An der Türe steht 1017-1018, seltsam. Ok aufgeschlossen und dahinter war ein kleiner Miniflur, Türe zum Bad und Türe zur Dusche fielen mir sofort ins Auge, dann ein Zimmer 1017, also meins. Daneben stand eine Türe auf, daruf stand 1018. Im Vorbeilaufen sah ich ein nackter Kugelbauch im Bett liegen der leise etwas rüberrief, klar russisch, da kann ich leider nicht mithalten. Also rein ins Zimmer, aus den verschwitzten Klamotten und eine runde Duschen.

Als ich wieder aus der Dusche kam bemerkte ich, das ich die Türe zu meinem Zimmer wieder verschlossen habe und die Keycard liegt noch in meinem Zimmer drin. Hm, sehr unclever Werner. Ok, also Kopf rein zum Kugelbauch und pantomimisch erklärt was ich für ein Problem habe. Ich schnappe mir sein Haustelefon und wähle die 0. Es meldet sich eine junge Dame die sehr, sehr schlechtes Englisch kann und mich irgendwie nicht versteht und ständig will, das ich zur Rezeption gehe und mein Anliegen dort vortrage. Das ich außer einem kleinen Handtuch um die Hüften nichts anhabe und auch auf keinem Fall, komplett die Zimmeranlage verlassen werde hat oder wollte sie nicht verstehen. Dazu muss man vielleicht noch anmerken das das Telefon zwischen dem (sehr laut) laufenden Fernseher und dem 1m entfernten Bett steht, in dem der Kugelbauch (ebenfalls sehr laut) mit seinem Händy irgendwelche Dinge besprach.

Kugelbauch war jedenfalls äußerst hilfsbereit, hat mir den einen Stuhl angeboten und etwas von seinem gekühlten Johannisbeersaft. Die Frau von der Nummer-O wollte die Sache abschließen und sagte sie ruft mich wieder zurück, ja ja ;)  Ich warte als eine ganze Weile uns sehe mir im Fernsehen eine russische Soap an, da deutet mir Kugelbauch an, das er die Sache selbst in die Hand nehmen will. Zieht sich Hemd und Hose an und geht raus. Nach einer Weile kommt der mit einem Zimmermädchen, die dann mein Zimmer aufschließt. Man, was war ich froh.

Mein Dankeschön in Form einer Tafel mitgebrachter Schweizer Schokolade hat er abgeleht, dafür sind wir dann zusammen runter ins Restaurant gegangen.  Ich habe mir ein Bier ausgwählt (Das sich dann als tschechisches Kustivice herausgestellt hat, das ich in Konstanz immer, in einem serbischen Lokal, mit einem lieben Freund aus der Ukraine zusammen getrunken habe) so klein ist die Welt. Zum Essen deutete ich an ich möchte nur eine Kleinigkeit, da kam dann 'Kalmar'. Hm, sieht aus wie ein Untertellerchen mit halben Kaugummis die nach geräuchertem Speck riechen (ich vermutete geräucheter, weißer Speck) es war aber tatsächlich Kalmar, wie Alligator.  Kugelbauch hat sich inzwischen als Wolja vorgestellt der aus Tartastan kommt. Im Zimmer oben hat er mir wegen mangelnder Sprachkompatibiltät seinen Ausweis gezeigt und ich habe es erst gar nicht geschnallt, Wolja hat heute Geburtstag! 58 Jahre ist er geworden, der alte Knabe. Wolja hat sich 100 Gramm guten Vodka gegönnt und ist dann irgendwie traurig geworden. Ja, Geburtstage alleine feiern als Russe ist verdammt kacke, aber zum Glück bin ja ich gekommen :) Und weil Wolja eine Großtat nach der Anderen für mich getan hatte, wollte ich die Rechnung begleichen, doch als die ankam (wie üblich in einem kleinen Rechnungsmäppchen)  ist Volja wie ein junger Hecht hochgepeitscht und hat die Rechnung an sich gerissen. Ich habe ihn natürlich tüchtig ausgeschimpft, da ER ja immerhin Geburtstag hat und ER mich halbnackt in sein Zimmer aufgenommen hat und ER mein Problem mit der Keycard geregelt hat. War ihm aber alles egal und hat trotzdem bezahlt.
Als wir uns dann in unserem kleinen Gemeinschaftsflur verabschiedet haben und uns gegenseitig die Hände fest gedrückt haben, ich glaube, da habe ich ein bisschen in die russische Seele geblickt.  

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